Kiel ist eine wirklich hässliche Stadt...

Wer nach Kiel reist, macht es mit großer Wahrscheinlichkeit wegen der Nähe zur Ostsee. Die Kieler Förde gräbt sich bis tief in die Innenstadt hinein und teilt sich in Richtung Meer immer breiter in Ostufer und Westufer, um schließlich in die Ostsee zu münden. Beide Ufer warten zum Teil mit langen, weißen Sandstränden, kleinen muckeligen Häfen und eine große Anzahl innovativer und nachhaltiger Gastronomie, die zum Sitzen in der Sonne einlädt. Auch an der Kiellinie lässt es sich gut aushalten. Wer mag, sitzt bei einer Tasse Kaffee an der Flaniermeile und schaut den Schiffen hinterher oder beobachtet das bunte Treiben vor Ort.

Bewegt man sich jedoch direkt in der Stadt, muss man schon genau hinschauen, um den Glanz noch bestehender Bauten aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts zu entdecken. Die Architektur wirkt oft unattraktiv und konzeptlos zusammengesetzt. Graue Fassaden und teilweise auch zahlreich vorherrschender Leerstand durch den Rückgang der stationären Einzelhändler in der City finden sich in der Nähe des viel frequentierten Bahnhofes.

Und hier hat es mich Anfang 2016, sagen wir einmal, hin verschlagen. Das klingt lzunächst nicht sonderlich einladend und motivierend...


Es gibt sie doch... schönen Blicke auf Kiel


Es war damals Zeit für (m)einen privaten und beruflichen Neustart und dafür habe ich meine sehr schöne Heimatstadt Lübeck verlassen, die architektonisch das krasse Gegenteil zu Kiel ist. Die norddeutsche Hansestadt Lübeck ist bekannt für seine wunderschöne Altstadt, die Innenhöfe und mittelalterliche rote Backsteinhäuser. Einige meiner Freunde sagten zu der Zeit schon "was willst du denn in Kiel? Das ist doch keine schöne Stadt; mir gefällt es da überhaupt nicht". Oder sogar: "Ich bin froh, wenn ich wieder wegfahre".

Das höre ich zuweilen heute noch und trotz aller damaliger Entschlussfreudigkeit für den Umzug, konnte ich dem kaum etwas entgegensetzen, weil ich schlichtweg der gleichen Meinung war.


Der zweite Weltkrieg hat Kiel viel Schaden zugefügt

Die Bomben des zweiten Weltkrieges waren zu der Stadt sehr ungnädig und viele Bauten wurden komplett zerstört. Leider wurde von den Städtebauern versäumt, besonders in ästhetischem Denken, beim Wiederaufbau der neuen Gebäude unterwegs zu sein. Es musste alles schnell hochgezogen werden, schließlich wurde Wohnraum benötigt und man dachte scheinbar eher pragmatisch. Dementsprechend finden sich, meiner Meinung nach, viele unattraktive Bausünden in der Stadt wieder.

Bewegt man sich jedoch direkt in der Stadt, muss man schon genau hinschauen, um den Glanz noch bestehender Bauten aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts zu entdecken. Die Architektur wirkt oft unattraktiv und konzeptlos zusammengesetzt. Graue Fassaden und teilweise auch zahlreich vorherrschender Leerstand durch den Rückgang der stationären Einzelhändler in der City finden sich in der Nähe des viel frequentierten Bahnhofes.

Doch es blitzt auch noch der alte Charme der früheren Zeiten an einigen Stellen durch. Besonders die Holtenauer Straße wartet mit ihren schönen Altbauhäusern als ein Highlight Kiels auf. Auch hier lässt es sich, wie an der Förde, entspannt bummeln vor allem lecker essen und trinken. Kleine schnuckelige Cafés mit himmlischem, selbstgebackenem Zuckerzeug oder auch würzige asiatische Köstlichkeiten und vieles mehr lassen sich dort entdecken. Doch darum geht es mir hier gar nicht. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um in Kiel wirklich anzukommen und scheinbar brauchte es diese Zeit, um den zweiten Blick schweifen zu lassen.


Fahre aus Kiel heraus und du siehst wunderschöne norddeutsche Landschaften!

Dies bedingt auch, sich unbedingt  die erwähnten Ost -und Westufer genauer anzuschauen und die Kreise noch weiter ins Umland zu ziehen. Denn diese Stadt zeigt für mich hier ihre wahre Attraktivität, die ich in diesem Jahr erst richtig entdecke.

Hier punktet das Kieler Land mit weiten Landschaften und breiten Stränden. Zalreiche Marinas füllen sich mit großen und kleinen Segelschiffen.

Die Kielentdeckerin ist auf Tour und, na klar, besonders im Sommer, wo alles blüht und die Sonnenaufgänge und -untergänge traumhaft sind, bin ich noch wohlwollender als sonst unterwegs.


Und das mit Recht, denn ich finde, sowohl Kiel als auch ich haben es verdient, dass es uns gut miteinander geht. Und wir bekommen das bisher sehr gut hin.


Ich darf hier sein und wir nähern uns immer mehr und weiter an. "Nicht, dass es dir hier noch gefällt..." habe ich mir aufgrund dieser Feststellung bereits angehört und mir das tatsächlich selbst gesagt.

Erwähnen muss ich aber trotzdem, dass mein geliebtes Hamburg den großen Platz in meine Herzen nicht abgeben wird, aber Kiel hat inzwischen dort auch (s)einen Platz erhalten.

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Kommentare

Andre Leisner
Vor einem Jahr

Moin Sabine,

ich musste bei der Überschrift schmunzeln und bin bei Dir. Ich bin selbst in Kiel geboren und lebe jetzt in Lübeck. Ja, durch die Werft ist im 2. Weltkrieg in Schutt und Asche gelegt worden. Und das Schloss gar nicht mehr als Schloss zu erkennen. Dennoch, als gebürtiger Kieler mag ich die Stadt und wäre sicherlich damals nicht gegangen, hätte es jobtechnisch in Kiel besser ausgesehen. Ab und an bin ich gerne auf einen Besuch dort.

Viele Grüße
André